Wie wir das Akronym als Leitfaden nutzen können.

6.Juli 2020

Das Akronym VUKA ist seit vielen Jahren Bestandteil der Erkenntnisse zur neuen Arbeitswelt. Es bleibt für viele –ich behaupte sogar: für die meisten- Beteiligten allerdings bis heute ein theoretisches Modell. Es soll die immer schnelleren Veränderungen (V für volatil) in und außerhalb von Unternehmen erklären, welche Unsicherheit (U) verursachen und die aufgrund ihres komplexen (K) und mehrdeutigen (A für ambiguen) Charakters mit klassischen Methoden nicht wirksam zu bearbeiten sind. Was für viele Menschen in Organisationen abstrakt klingt, macht die durch das Corona-Virus geschaffene Situation auf einmal greifbar. Im eigenen Arbeits-und Familienleben. Erlebbar im eigenen Denken und oft auch spürbar am eigenen Körper. Das ist sozusagen VUKA-live. Und hier möchte ich einen Farbtupfer in diese graue Theorie setzen. Dazu beantworte ich die Frage: 

Wie kann das VUKA-Akronym uns jetzt als Leitfaden für unser Leben dienen? Zum Vuka-Life eben!

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VUKA- LIVE

Die Arbeitswelt unterliegt Bedingungen wie die restliche Welt ebenfalls. Nichts ist für immer sicher. Das einzig Beständige ist der Wandel. Diese Erkenntnis vom Griechen Heraklit ist 2500 Jahre alt. Also nichts Neues! Verändert hat sich die Geschwindigkeit von Veränderungen. Und die bisher eher bequeme und verlässliche lineare Ursachen-Wirkungs-Beziehung ist immer schwieriger nachzuvollziehen und oft gar nicht mehr möglich. Das ist der Unterschied zwischen komplex und kompliziert. Corona macht das Kürzel anschaulich:

Volatilität: So schnell, wie das Virus kam, veränderten -oder zerstörten sogar- die Maßnahmen in hoher Taktzahl vieles bisher Dagewesene. Informationen vermehrten und veränderten sich fast stündlich. Ständig wurde nachgelegt und gegengesteuert. Freiheiten, Gewohnheiten, Kontakte und Beziehungen, Tages-und Organisationsabläufe wurden außer Kraft gesetzt bzw. modifiziert.

Unsicherheit: Das erzeugte binnen weniger Tage bei sehr vielen Menschen so nie gekannte Unsicherheiten. Wir wurden abhängig von Experten und Politikern, von Nachrichtensendern. Es fehlte plötzlich Orientierung, weil für diesen Fall keine Erfahrungswerte vorlagen. Diese fehlende Selbstwirksamkeit – ein Grundbedürfnis und Voraussetzung für zufriedenes und gesundes Leben- führte uns umso mehr die eigenen Unsicherheiten, Ängste und Sorgen vor Augen.

Komplexität: Gerade durch die vielfältigen Nachrichten aus unterschiedlichsten Quellen (Mainstream-Medien, Soziale Medien, Freundes-und Bekanntenkreise) von unzähligen Repräsentanten (Virologen, Epidemiologien, Politiker aller Couleur, Wirtschaftsvertreter etc.) sowie deren Gegendarstellungen, Widersprüche und unterschiedlicher Parteilichkeit wurde uns plastisch vor Augen geführt, wie komplex das Thema Virusinfektion ist. Ein zunächst mikrobiologisch –medizinisches Problem wirkte sich auf alle Bereiche des Lebens und Wirtschaftens aus. Und es belegte deren undurchschaubares globales Beziehungsgeflecht.

Ambiguität: Was nun? Woher kommt das Virus? Was bedeutet es für unser Leben? Für unsere Arbeit? Für unsere Zukunft und die unserer Kinder? Was haben wir selbst zu dieser Situation beigetragen? Wie hängt alles mit allem zusammen? All diese Fragen beschreiben lebensnah dieses schwer auszusprechende Wort. Dazu gesellt sich die eigene Befindlichkeit angesichts dieser Situation. Werden Ängste und Sorgen ausgeblendet? Oder erhalten Sie eine unangemessen hohe Bedeutung? Das hat wesentlichen Einfluss auf unsere Art, zu reagieren. Bleiben wir angepasst und passiv? Oder werden wir kreativ und packen die neue Situation bei den Hörnern, werden proaktiv? Das hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Umwelt und Mitmenschen sondern über unseren Selbstwert auch auf unsere eigene Gesundheit.

 

Vuka-Life

Wenn wir schon ein so gängiges Akronym für die Beschreibung der von uns momentan erlebten Veränderungen besitzen, möchte ich es auch für Lösungsvorschläge nutzen. Ich beantworte damit folgende Fragen:

  • Was können wir tun, um diesen chaotisch wirkenden, sich weitgehend der eigenen Beeinflussbarkeit entziehenden Phänomenen zu begegnen?
  • Wie bleiben wir dabei selbst selbstwirksam bzw. werden wieder souveräner Lenker unseres Lebens?

Vertrauen in unsere eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten oder Visionen schaffen

Wenn sich etwas so radikal ändert, wie zu Zeiten des Lockdowns entsteht ein Lernfeld, das für alle anderen neuen Change Prozesse, die ja sowohl auf Gesellschafts- wie auch auf Unternehmensebene schon seit vielen Jahren bestehen, eine Blaupause darstellen kann. Nicht jeder von uns geht gleich souverän und selbstverantwortlich mit Veränderungen um. Schnell geraten wir in Panik, wenn alte Lösungsmechanismen und Glaubenssätze nicht mehr greifen. Hier gilt es

  • sich zu erforschen, sich zu erinnern und aufzulisten, welche persönlichen Krisen schon gemeistert wurden. Dabei sollten dann die Szenen mit all den Stärken, Fähigkeiten, Kompetenzen und Ergebnissen auf der inneren Leinwand ablaufen. Auch wenn nicht immer alles perfekt gelaufen ist: alles, was zum Erfolg beigetragen hat, kann eventuell verbessert und so auch zur Lösung aktueller Probleme beitragen.
  • andere Personen im privaten und beruflichen Umfeld zu fragen, welche Stärken sie bei uns sehen und welche Kompetenzen, Rollen und Aufgabenfelder sie uns zutrauen. Wir haben oft blinde Flecken gerade bei unseren Stärken. Sie wurden nie gefördert und gefordert. Deshalb geben wir zu schnell auf.
  • mit beiden Maßnahmen tragfähige Zukunftsbilder zu finden, die wir in kleinen Schritten umsetzen können. So bleiben uns immer wieder Möglichkeiten, den neuen Kurs zu korrigieren. Das reduziert Komplexität und Ängste. Visionen auf der Basis von eigenen Ressourcen haben Zugkraft. Diese Kraft-Tankstellen gehen uns in der täglichen Routine leider viel zu oft verloren.

Unterziehen wir unsere Sorgen einer genauen wertschätzenden Analyse

 Zunächst nehmen wir eigene Ängste und Sorgen an statt sie zu verdrängen. Natürlich schützen wir uns durch das Verdrängen…und nehmen uns gleichzeitig eine wichtige Chance. „Umarme deine Angst“ ist hier der dringende Selbstappell. Meine Ergänzung: „…sonst erwürgt sie dich und deine Selbstbestimmung“. Wer einmal erlebt hat, seine Angst zu überwinden, macht einen Riesensprung im Selbstvertrauen, sich selbst etwas neu zu trauen. Das ist natürlich einfacher geschrieben als getan… Deshalb braucht es eine große Portion Reflexion und Mut, sich mit anderen auszutauschen. Und manchmal ist eine professionelle Hilfestellung notwendig.

  • Ängste entstehen immer dann, wenn wir in unserem Lösungs-Werkzeugkasten keine Tools finden, die wir für die momentane Situation wirkungsvoll sind. Die Komfortzone des bisherigen Lebens reicht nicht aus, um sich darin wohlzufühlen. Das ist normal! Diese Ängste sind allerdings diffus. Und sie sie sind stark emotionsgeladen. Deshalb hören wir oft viel zu schnell auf, nach Lösungen zu suchen. Die berühmte Flinte landet im Korn oder sonst wo… Antworten auf Fragen wie „Was fehlt, um meine Angst zu reduzieren? oder/und „ Was brauche ich, um selbst erfolgreich zu handeln?“ können wieder zu Selbstwirksamkeit und –vertrauen führen. Wir müssen es dann auch tun. Am besten gemeinsam mit anderen.
  • Mit einer Bedrohlichkeitsanalyse können wir Worst Case-Szenarien auf eine akzeptable Ebene stellen, auf der wir wieder handlungsfähig werden. Wir schauen der fantasierten Zukunft in die Augen. Sind die erwarteten Folgen der Krise wirklich realistisch? Zu 100%? Meldet sich hier als Antwort ein Nein oder wenigstens ein Jein, dann sind schon viel Handlungsoptionen gewonnen.
  • Glaubenssätze sind starke Hindernisse oder Wegbereiter unserer Handlungen. Frei nach Henry Ford wird sich Erfolg oder das Gegenteil einstellen, je nachdem, wie stark wir an das eine oder andere glauben. Auch hier helfen die Frage und eine ehrliche Antwort darauf, ob z.B. der Glaubenssatz „ Das wird doch eh nicht klappen“ wirklich stimmt. Wirklich zu 100%? Dadurch werden hindernde Glaubensmuster und Selbstbilder enttarnt. Der Weg zu den eigenen Ressourcen und Möglichkeiten wird wieder frei. Was wären wir ohne diese hindernde Glaubensblase? Und was können wir dazu tun, damit wir dieses Ziel erreichen?

 Kooperieren wir im Vertrauen auf andere

Fremdvertrauen entsteht durch Selbstvertrauen. Wenn wir letzteres bei V und U genügend erforscht und gestärkt haben, können wir beginnen, Vertrauen in andere zu entwickeln. In jetzigen Homeoffice-Zeiten ist da viel erprobt worden. Und es sind viele gute Erfahrungen gemacht worden. Viele Befürchtungen haben sich nicht bestätigt.

  • Und wenn doch mal etwas entgegen den Erwartungen geschehen ist? Dann haben wir, insbesondere als Führungskraft, die Aufgabe, dies mit den Betroffenen wertschätzend zu hinterfragen. So können Lücken im Vertrauen zu anderen geschlossen werden (zum Thema Vertrauen lesen Sie bitte meinen Blog-Beitrag hier).
  • Was uns Corona gezeigt hat: es fehlten Wenn-Dann-Pläne, Spielregeln für den Krisenfall. Das können wir jetzt ändern. Und dafür ist jeder verantwortlich! Es ist eine Bring- und(!) Holschuld, solche Regeln zu erarbeiten. Im Team, im Unternehmen, bestimmt auch mal in der Familie. Kleine Krisen, sprich: Änderungen, Überraschungen, Misserfolge, gibt immer wieder. Das ist nun mal VUKA-like. Am besten ist es, sofort mit einem Daily, Kanban-Board o.ä. zu beginnen und den Prozess und Aufgaben-Status im Team regelmäßig zu beleuchten.

 A alles kann passieren- bleiben wir neugierig!

Anstatt wie das Kaninchen vor der Schlange auszuharren, weil die Ursache, die Lage und die Konsequenzen der aktuellen Situation nicht eindeutig auszumachen sind

  • benötigen wir Mut und Zuversicht, Lösungen auszuprobieren Das bedeutet, wie oben beschrieben, vertrauensvoll die Lage immer wieder neu zu erforschen. Am besten gemeinsam mit dem Team. Oder jedenfalls mit Personen, die einem ehrliches Feedback geben. In Unternehmen gibt dann idealerweise die Führungskraft Rückendeckung für eine Neues ermöglichende Fehlerkultur. Sie kann das, wenn sie die bisherigen V-U-K-Maßnahmen (s.o.) für sich und ihr Team durchlaufen hat.
  • spüren wir in uns hinein (Atemübungen helfen dabei). So können wir mit etwas Training erkennen, welche Lösung sich gut anFÜHLT und bei welcher wir Magenschmerzen bekommen. Im ersten Fall heißt es: machen! Die möglichen Konsequenzen können ja im Vorfeld mit ggf. anderen Beteiligten besprochen werden. Im zweiten Fall ist es notwendig, eine mentale Magentablette in Erwägung zu ziehen: in Form eines Überprüfens der inneren Widerstände. Liegt es an uns und unseren Glaubenssätzen (s.o.) oder sind es äußere Umstände, die den Plan scheitern lassen? Dann lassen sich Handlungsalternativen erarbeiten.

 

Zum Schluss

Klingt das alles etwas verkürzt? Oder zu optimistisch?

Es sollten Impulse zum Handeln in Krisenzeiten sein. Es sind nicht die einzigen. Es ist meine Übersetzung der VUKA-Formel. Damit aus dem Corona-bedingten VUKA-live-Erlebnis ein VUKA-life wird. Leben müssen wir nämlich ständig damit. Und gut dosierten Optimismus hat noch niemandem geschadet. Vielleicht probiert es der eine oder andere von Ihnen ja mal aus. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg damit. Und ein tolles Gefühl, sich selbst überwunden zu haben!

Wenn Sie mehr über Ihre ersten Schritte ins Vuka-Life wissen möchten, melden Sie sich gerne hier.

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